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Heuschnupfen: Prophylaxe & Akuttherapie

Heuschnupfen: Prophylaxe & Akuttherapie Optimales Timing: Um saisonal bedingten allergischen Beschwerden vorzubeugen, empfehle ich davon betroffenen Patient(inn)en eine jährliche Eigenbluttherapie. Diese sollte so ablaufen, dass die letzte Behandlungssitzung kurz vor Beginn des Pollenflugs stattfindet. Gelingt das, ist der Therapieerfolg häufig so nachhaltig, dass keine weiteren Maßnahmen gegen den Heuschnupfen ergriffen werden müssen. Leider kommt es aber auch vor, dass entsprechende Patienten erst dann in die Praxis kommen, wenn die Allergie-Symptome bereits eingesetzt haben.

In solchen Fällen sehe ich zunächst eher von einer Eigenblut-Behandlung ab, rate aber zu einer solchen als Prophylaxe vor der nächsten Pollenflugsaison. Ansonsten vertraue ich im akuten Fall eher einem Maßnahmenpaket aus intranasal bzw. perkutan verabreichten Komplex-Homöopathika und einer Akupunktur, bei der sowohl Punkte der Französischen OhrAkupunktur nach Dr. Paul Nogier als auch solche gemäß der Lehre der Meridiane der Traditionellen Chinesischen Medizin gestochen werden.

Ein Fall, stellvertretend für zahlreiche andere: Christian M., 42 Jahre alt, normalgewichtig, Brillenträger, suchte mich vor einigen Jahren auf, weil er des Öfteren unter Niesattacken litt. Die seien teilweise so heftig, dass ihm danach manchmal „das ganze Skelett wehtue“. Besondere Sorgen mache er sich auch deshalb, weil er als Außendienst-Mitarbeiter eines großen Unternehmens viele Stunden im Auto verbringe und bereits mehrmals auf Grund plötzlich einsetzender Niesanfälle das Steuer verrissen und einen Unfall verursacht hätte; einmal ganz abgesehen von der erschwerten Sicht durch permanent verschmierte Brillengläser.

Einhergehend mit den Niesattacken leide er auch unter „irrsinnig stark juckenden Augen“ und Schlafstörungen. So könne er bereits schlecht einschlafen, weil er dabei seine eigenen Bronchien pfeifen höre. Vor allem dann, wenn er aus beruflichen Gründen mal wieder in einem lauten Hotel übernachten müsse und sich deshalb Stopfen in die Ohren stecke, was den Effekt noch verstärke. Auch der Rest der Nacht verlaufe meist wenig erholsam, da er sich „zig Male“ die Nase putzen müsse.

Nun braucht man kein Prophet zu sein, um hinter diesem Krankheitsbild einen Heuschnupfen zu vermuten. Im Fall von M. genauer gesagt eine Allergie gegen Gräserpollen, wie die weitere Anamnese ergab. Eine Diagnose, die M. zunächst für unmöglich hielt, da er noch nie unter irgendwelchen Allergie gelitten habe. Nach kurzer Zeit fand er sich jedoch mit der Tatsache ab, dass man diese letztendlich in jedem Alter bekommen kann.

Da mich M. bezüglich seiner Beschwerden seinerzeit Anfang Juni 2010 konsultierte, empfahl ich ihm dringend, im kommenden Jahr eine Eigenbluttherapie in meiner Praxis zu absolvieren, deren erstmalige Durchführung zwölf Termine beinhaltet. M. stimmte dem zu und unterzog sich in den Folgejahren entsprechenden Therapien – dazu später mehr.


Intranasale bzw. perkutane Applikation

Zunächst entschieden wir uns jedoch gemeinsam zu einer Akutbehandlung, da für die laufende Pollensaison das „prophylaktische Kind“ ja nun schon mal ins Wasser gefallen war.

Im Detail sah das Behandlungsschema folgendermaßen aus:
Der Patient sprühte mehrmals täglich in jedes Nasenloch jeweils 3 Stöße Spenglersan K, ein Medikament aus der Reihe der mikrobiologischen Spenglersan Immuntherapie. (Dazu folgende Anmerkung: Da sich die Pumpsprayflasche nicht so gut zum Einsprühen in die Nase eignete, empfahl ich seinerzeit alternativ, 3 mal täglich 10 Sprühstöße Spenglersan K wechselseitig in die Ellbeugen zu reiben. Dies ist heute nicht mehr nötig, da es inzwischen Spenglersan K unter der Bezeichnung Spenglersan K Allsan mittlerweile auch in Form eines alltagstauglichen Nasensprays gibt.)
Diese Therapie, mit der normalerweise bereits rund vier Wochen vor beginnendem Pollenflug begonnen wird, reicht bei angepasster Dosierung und pünktlichem Beginn übrigens schon häufig zur alleinigen Behandlung von Säuglingen und (Klein)kindern aus, bei denen ich aus Gründen mangelnder Zumutbarkeit grundsätzlich keine Eigenbluttherapien durchführe. Spenglersan K enthält Antigene und Antitoxine verschiedener Bakterienstämme, wodurch eine sowohl aktive als auch passive lmmunisierung stattfindet und eine regulative lmmunmodulation ermöglicht wird.

In M.‘s Fall kam jedoch erschwerend hinzu, dass der pünktliche Therapie-Einstieg verpasst worden war, was wir folgendermaßen kompensierten: Während bei Erwachsenen normalerweise 5 mal täglich 3 Sprühstöße Spenglersan K verabreicht werden, schnupfte M. dieses Mittel nur jeweils 1 mal morgens und 1 mal abends die Nase hoch. Über den restlichen Tag verteilt sprühte M. zusätzlich jeweils 3 mal 3 Sprühstöße Spenglersan G (mittlerweile ebenfalls als Nasenspray erhältlich) in jedes Nasenloch. Das ist meiner Erfahrung nach grundsätzlich dann ratsam, wenn erst während der Pollensaison mit der Therapie begonnen wird bzw. die allergischen Beschwerden vor allem die Nase betreffen.

Bei beiden Immunpräparaten, sowohl Spenglersan K als auch G, handelt es sich um vielseitig einsetzbare registrierte Arzneimittel, die auf den Davoser Arzt Dr. Carl Spengler zurückzuführen sind (übrigens Namensgeber des weltberühmten Eishockey Turniers Spengler Cup Davos). Die Wirkung wurde bereits 1998 und 1999 anhand zweier Studien belegt.

Da die Spenglersane über die äußere Haut bzw. Nasenschleimhaut aufgenommen werden, findet keine Belastung des Magen-Darmtrakts statt. Zudem enthalten sie keinen Alkohol und sind ab dem Säuglingsalter zugelassen.
Zusätzlich nahm der Patient 3 mal täglich 20 Tropfen Neolin-Entoxin in Wasser ein. Mit dieser medikamentösen Therapie konnte dem Patienten bereits ein gutes Stück weitergeholfen werden: Die Allergie-Symptome ließen rasch nach, verschwanden nach einigen Tagen sogar komplett.

 

Eigenbluttherapie:

Damit die Allergie künftig erst gar nicht mehr ausbrechen sollte, entschied sich der Patient in den Folgejahren für prophylaktische Eigenbluttherapien (in meiner Praxis mittels Foamake plus-Adapter). Im Detail läuft diese folgendermaßen ab:

  • 12 Sitzungen bei erstmals durchgeführter Eigenbluttherapie – 10 Termine in Folgejahren zur Auffrischung der Allergie-Prophylaxe (bzw. sogar nur 8 Termine, wenn die Therapie nicht gegen eine Allergie, sondern zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems stattfindet). Wichtig ist dabei, dass die Behandlungsabstände immer ungefähr gleich sind.
  • Die gesamte Therapie-Dauer sollte demnach 6 bzw. 12 Wochen betragen. Je nachdem, ob 1 oder 2 Termine wöchentlich erfolgen (was meiner Meinung nach aus therapeutischer Sicht unerheblich ist).
  • 1.-6. Termin: Es wird 1 ml Blut aus der Armvene abgenommen, mittels eines Adapters (Foamake plus) unter Druck mechanisch aufbereitet und in den Gesäßmuskel der dem „benutzten“ Arm gegenüberliegenden Körperseite zurückgespritzt. Der mechanischen Aufbereitung kommt dabei besondere Bedeutung zu, da die einzelnen Erythrozyten zerplatzen und so deren Bestandteile wie Eisen und Hämoglobin frei verfügbar werden. Dadurch entfaltet die bewährte traditionelle Eigenbluttherapie eine noch stärkere Wirkung, als sie ohnehin schon von je her besaß.
  • 7.-12. Termin: Es werden 2 ml Blut aus der Armvene abgenommen, dann wie gehabt mittels Adapter unter Druck mechanisch aufbereitet und in den Gesäßmuskel zurückgespritzt.

An Medikamenten habe ich nichts hinzugegeben. Von einigen Kollegen weiß ich jedoch, dass sie das hämolysierte Eigenblut ebenfalls mit Spenglersan K mischen. Diesbezüglich verfüge ich jedoch noch über keine eigenen Erfahrungen.
Die Eigenbluttherapie genügte bereits ab dem ersten Behandlungsjahr, um M. mit den Monaten Mai bis Juli zu versöhnen und einen beschwerdefreien Sommer zu ermöglichen. Lediglich vor Wanderausflügen, Mountainbike-Touren usw. vertraut M. weiterhin auf den zusätzlichen Einsatz von Spenglersan K.

Allgemein betrachtet sprechen außerdem zwei aktuelle Entwicklungen grundsätzlich für die Durchführung einer Eigenbluttherapie:

1. Während sich Pollenallergiker in früheren Jahren relativ gut auf saisonale Spitzen einstellen konnten, gerät das bewährte Modell des Pollenflugkalenders zunehmend aus den Fugen. Solche Kalender zeigen zwar immer noch die Hauptflugphasen einzelner Pollenarten. Problematisch ist dabei aber, dass viele Pollenarten gewissermaßen Zwischenphasen einlegen, in denen sie laut Pollenflugkalender eigentlich gar keine „Saison“ haben, aber dennoch immer häufiger in der Atemluft nachweisbar sind. Einmal ganz abgesehen davon, dass auch die in den Kalendern ausgewiesenen Flugphasen der Pollen immer länger dauern, die Regenerationsphasen sich entsprechend verkürzen.

2. Zu den bereits bekannten kommen weitere Pollen hinzu, die noch in keinem Kalender zu finden sind und sich auch an keine saisonalen Spielregeln halten. Etwa das aus den USA stammende Traubenkraut, auch Ambrosia genannt, das hierzulande auf dem Vormarsch ist und ein weitaus höheres allergenes Potenzial besitzt als zum Beispiel heimische Birken- oder Gräserpollen.

Erschwerend hinzu kommt, dass zahlreiche Allergiker nicht nur auf bestimmte Pollen reagieren, sondern auch auf Lebensmittel, die mit diesen Pollen in allergischem Kontext stehen (KreuzAllergien). Um bei unserem Beispiel zu bleiben, sollten Gräserpollen-Allergiker etwa vorsichtig sein bei Tomaten, Pfefferminze, Sojabohnen, Erdnüssen und einigen Getreidesorten.

 

Akupunktur-Behandlung:

Da jeder Mensch bekanntermaßen anders tickt, reicht die bis hierher vorgestellte Vorgehensweise nicht immer und bei jedem Allergie-Patienten aus, um sämtlichen Beschwerden auszuweichen. In solchen Fällen füge ich dem bereits skizzierten Behandlungsschema einen weiteren Therapie-Baustein hinzu: die Akupunktur einiger bewährter Punkte aus dem Bereich der Körper- und/oder Ohr-Akupunktur.
Als Basiskombination steche ich dabei folgende TCM-Punkte:

  • EX-KH 3 („Yin Tang“):

Lokalisation: zwischen den Augenbrauen auf der ventralen Medianlinie
Charakteristik generell: zerstreut Wind und stillt Schmerzen, erhellt Augenlicht, macht obere Körperöffnungen durchgängig; Extrapunkt für Erkrankungen der Nase, zum Beispiel allergische Rhinitis

  • Di 20 („Ying Xiang“):

Lokalisation: Nasolabialfalte, neben Mittelpunkt des lateralen Nasenflügelrands
Charakteristik generell: klärt die Lunge, entlastet die Nase, zerstreut Wind, macht die Leitbahn durchgängig

  • Di 4 („He Gu“):

Lokalisation: auf dem Handrücken, am höchsten Punkt des Muskelwulstes zwischen Metacarpale I und II
Charakteristik generell: Stoffwechsel-Punkt / Yuan-Quell-Punkt, der Wind-Kälte und Wind-Hitze entfernt

  • Lu 9 („Tai Yuan“):

Lokalisation: radiales Ende der distalen Handgelenksbeugefalte, radial der A. radialis, ulnar der Sehne des M. abductor pollicis longus
Charakteristik generell: Husten, Atemnot u.a.
Zusätzlich akupunktiere ich die sogenannte Allergieachse des relevanten Patienten-Ohrs (also beim Rechtshänder rechts und beim Linkshänder links) gemäß Französischer OhrAkupunktur nach Dr. Paul Nogier. Im Detail sind das folgende Punkte:

  • Ohrrandpunkt
  • Nebenniere endokrin
  • ACTH
  • Spiegelpunkt

Spätestens nach vier Akupunktursitzungen (2 bis 3 mal pro Woche) wird so in der Regel eine deutliche Beschwerdelinderung erreicht.
Eventuell könnte es sinnvoll sein, die Akupunkturpunkte vor dem Stechen mit Spenglersan Om einzusprühen. Wie beim Eigenblut verfüge ich dabei jedoch noch über keine eigenen Erfahrungen, habe aber von guten Behandlungserfolgen einiger Kollegen gehört.

Fazit:

Eine prophylaktische Eigenbluttherapie ist meiner Meinung nach die Therapie der Wahl, wenn es darum geht, Heuschnupfen-Symptome erst gar nicht aufkommen zu lassen. Ist es dafür schon zu spät, verspricht die intranasale Applikation geeigneter Immunkolloide gute Chancen, akute Beschwerden in den Griff zu bekommen: im Idealfall flankiert durch eine ergänzende Akupunktur.

 

 

Literatur:

  • Atlas Akupunktur, Urban & Fischer, München/Jena
  • Seirin-Bildatlas der Akupunktur, KVM-Verlag, Marburg

Der Autor:
Johannes W. Steinbach ist Heilpraktiker, Medizinjournalist, Autor der Bücher Aktuelle Gesundheitsthemen: Aus Sicht der Naturheilkunde und Der Rote Faden: Prüfungswissen für Heilpraktiker sowie Herausgeber von heilpraktiker-lernskripte.de (www.heilpraktiker-lernskripte.de).

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