Humanistische zielorientierte Psychotherapie
Therapie heißt: dienen. Im Kontext der Psychotherapie: der Psyche des Klienten dienen.
Das geht nur, wenn am Ende des therapeutischen Prozesses ein vereinbartes Ziel erreicht wurde. Ein schon am Anfang bestehende Fokus auf das Ende des psychotherapeutischen Prozesses ist sehr wichtig. Denn in der Psychotherapie geht es um das Leiden von Menschen. Dieses Leid kann durchaus beträchtlich und katastrophal sein. Aus diesem Grunde zeigt dieser Artikel die Kriterien einer zielorientierten Psychotherapie auf. Und zusätzlich: Welche Lösungspools gibt es ? Welche Eigenschaften sollte der Psychotherapeut mitbringen, die den Weg zum Ziel unterstützen ?
Die Begrifflichkeit „Zielorientierte Psychotherapie“ kann leicht verwechselt werden mit der sogenannten „Lösungs-orientierten Kurzzeittherapie“ die von den Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg entwickelt wurde. Hier hat allerdings ein aus meiner Sicht bedeutender psychotherapeutischer Ansatz - die psychoanalytische Betrachtungsweise – nur eine untergeordnete Bedeutung. Viele psychische Störungen (Ängste, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Anpassungsstörungen) haben aber psychogene (entwicklungsgeschichtlich begründete) Ursachen. Deshalb ist eine psychoanalytische Evaluierung wichtig. Es macht Sinn, Auslöser zu identifizieren um diese dann zielgerichtet bearbeiten zu können.
Zu Beginn eines therapeutischen Prozesses schaue ich mir an, wer vor mir sitzt. Ich stelle Rapport zu dem Klienten her, ich trete mit ihm in Verbindung. Das geschieht über Pacing, d.h. über Spiegelung der Mimik, Gestik und Sprache. Möglichst ausdifferenziert und authentisch. Über die im anamnestischen Gespräch erfolgte analytische Aufdeckung
möglicher Ursachen von psychischen Belastungen erfasse ich den ganzen Menschen. Ich nehme das ganze Selbst des Klienten auf. Seine Geschichte, seine Konflikte, seine Gefühle und seine Kompetenz. Das, was ihn als Persönlichkeit ausmacht.
Wenn die Verdachtsdiagnose gestellt ist, geht es um Lösungen. Welches qualifizierte und daher messbare Ziel soll
soll am Ende der Therapie stehen ? Wie erreichen wir gemeinsam dieses Ziel ? Da ist zunächst der Klient gefragt. Was sind seine Ziele ? Welche Ziel passt zu ihm und seiner sozialen Umwelt ? Kann eine Vereinbarung über die einzelnen Therapieschritte erfolgen ?
Grundsätzlich verfügt jeder Mensch über intrinsische Lösungen. Es sind eigene und daher authentische Lösungen.
Jeder hat im Laufe seines Lebens ein großes Repertoire an Lösungen zu einzelnen Problemstellungen angelegt. Problemlösungen erfolgen meistens allerdings unbewusst. In Bruchteilen von Sekunden gleicht das Gehirn eine neue Situation mit abgespeicherten ähnlichen Situationen ab und generiert eine passende Lösung, ein neues Ziel. Das geschieht jeden Tag. Das Gehirn des Klienten hat das Vorschlagsrecht zu Lösungen, weil es in seinem Ausgabemodus auch die Persönlichkeit des Klienten repräsentiert. Nicht immer gelingt aber der Zugriff darauf. Psychische Störungen können zu Blockaden führen, die einen Zugriff auf intrinsische Lösungen erschweren oder gänzlich unmöglich machen. In diesen Fällen versuche ich, im Gespräch oder über Tranceprozesse an Lösungen des Klienten zu kommen. Das funktioniert gut. Erst wenn es nicht gelingt, ein authentisches Ziel zu vereinbaren, habe ich als Therapeut ein Vorschlagsrecht, denn mein Erfahrungswissen bringt viele Lösungen mit sich. Allerdings erst dann – und nur dann – gleite ich in die direktive Therapie ab.
Damit bestehen also zwei Lösungspools – der Klient und der Therapeut sind seine Besitzer. Grundsätzlich gilt aber: Da der Mensch ein biologisches System ist, besitzt er eine eigene Fähigkeit zur Balance.
Während eines psychotherapeutischen Prozesses gehe ich sprachlich einen wertschätzenden Weg. Die Begriffe „Problem“ oder „Störung“ sind an sich schon negativ besetzt. Ebenso der Begriff „Lösung“. Besser ist es daher, von „psychischer Belastung“ und „künftigen Zielen“ zu sprechen. Eine positive Sprache schützt den Klienten und unterstützt den gemeinsamen künftigen Weg. Dieser künftige Weg ist für meinen Klienten immer klar und deutlich. Ihm ist immer bekannt, was in der nächsten therapeutischen Sitzung passiert. Nur aktuelles Geschehen kann dazu führen, dass eine Korrektur erfolgt. Insoweit besteht eine Leitlinie, ein „roter Faden“, der dem Klienten Orientierung und Sicherheit gibt.
Wenn hier von „humanistischer Psychotherapie“ die Rede ist, sind nicht die dazugehörigen Therapieformen
(Gestalttherapie, Psychodrama etc.) gemeint. Ich orientiere mich als Psychotherapeut an dem bildungssprachlichen Begriff des Humanismus: Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen. Wenn das gelingt, ist schon viel erreicht.
Rainer Wieckhorst
Heilpraktiker für Psychotherapie mit
Praxis in Reinbek
Therapiepraxis Balance-Concept
Kommunikationsexperte, Publizist